Am Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf lasse ich mir vom Direktor des Instituts für Radiopharmazeutische Krebsforschung erklären, woher diese Forschung kommt und wie und womit sie betrieben wird. Das HZDR ist eine der Trägerinstitutionen von OncoRay und kooperiert dort eng mit der TU und der Uniklinik in Dresden, um die Grundlagenforschung in medizinische Anwendungen zu überführen (im Bild ist der Protonenbeschleuniger des OncoRay zu sehen).
Jörg Steinbach redet von den Tücken des Personalmanagements in der Wissenschaft, von Drittmitteln und der Planwirtschaft, von Radioaktivität, Atomen, Nukliden, von Therapie und Diagnostik, Röntgen, Halbwertszeiten, von der Nuklidkarte und selbstverständlich von der Radiopharmazie, denn er ist Radiopharmazeut. Wir benutzen die Radiopharmazie, um beispielsweise in Herz, Nieren und ins Hirn zu blicken, finden mit ihrer Hilfe Tumoren und betreiben Funktionsdiagnostik. Wir reden über Gammastrahlung, Moleküle, über Verweilzeiten von Substanzen im Körper, über den Harnfluss, über Positronenemitter, Gamma-Quanten, Beta-Minus-Strahler, Alpha-Strahler, die Pharmazie und die Pharmaindustrie, über Tierversuche, Hirntumoren, Hausschweine, Ethik-Kommissionen und das Bundesamt für Strahlenschutz. Ich lerne, dass die Markierungschemie die Frage beantwortet, wie ich den Strahler an ein Molekül und damit an die richtige Stelle im Körper bekomme. Wir amüsieren uns über Geigerzähler in den Medien, reden über ionisierende Strahlung, über PET und MRT, Metastasen, Radio-Jodid, die Schilddrüse und ich erfahre, dass es gerne mal ein Jahrzehnt dauern kann, um eine Substanz zu finden, die sich für die Radiopharmazie eignet.
Begründet wurde die Radiopharmazie durch Georg von Hevesy, der mit Radioisotopen des Blei experimentiert hat, und Rudolf Schönheimer. Nach dem Krieg war es Deutschland zunächst verboten, radioaktives Material zu besitzen und das Verbot wurde in den Pariser Verträgen wieder aufgehoben (Genfer Atomkonferenz).
Jörg Steinbach erzählt, wie man Radiopharmazeut wird, woher die Nuklide kommen – teilweise schwirren sie in der Luft herum – und wie man sie herstellt. Selbstverständlich ist die Atombombenentwicklung genauso ein Thema, wie Beschleuniger und Kernreaktoren, in denen man dem Kern Energie zuführt und ihn so destabilisiert, im Grunde also das Gegenteil von radiokativem Zerfall betreibt, an dessen Ende stabile Elemente stehen. Ich lerne Technetium-99, Molybdän-99 und Natriummolybdat kennen, wir bedauern das Aussterben der Forschungsreaktoren (es leben noch München, Mainz und Berlin), blicken auf die Europäische Spallationsquelle in Lund, preisen Leistungsreaktoren, problematisieren Atommüll, und erfreuen uns an der Tscherenkow-Strahlung.
Veröffentlicht am 13.06.2014
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Mehr zum Thema:
33 Das HZDR
92 Strahlenphysik am HZDR
93 Beschleuniger-Simulation
97 GREWIS
Diese Folge zitieren: Holger Klein/Helmholtz-Gemeinschaft: Resonator-Podcast: "34 Radiopharmazie am HZDR". 13.06.2014, https://resonator-podcast.de/2014/res034-radiopharmazie-am-hzdr/ (CC-BY 4.0)